Ein erstaunlich häufiger Fehler, den ich beobachte, wenn es um gesundes Kochen mit ethnischen Einflüssen geht, ist die Annahme, dass Übersetzung gleich Verständnis bedeutet. Man
denkt, man kennt das Rezept, weil man die Wörter im Deutschen nachschlagen kann. Aber was bedeutet "abschmecken" wirklich, wenn man mit Gewürzen wie Garam Masala oder Gochujang
arbeitet? Es ist nicht nur das Hinzufügen von Salz und Pfeffer – es ist eine Art Dialog mit den Zutaten, ein Verständnis dafür, wie sie sich entwickeln und miteinander sprechen. Und
ehrlich gesagt, das kann man nicht aus einem Wörterbuch lernen. Es ist eine Fähigkeit, die oft sogar bei erfahrenen Köchen fehlt, die sich in einer fremden kulinarischen Welt
bewegen. Was ich besonders faszinierend finde – und das sage ich aus eigener Erfahrung – ist, wie sehr die Sprache hier den Geschmack beeinflusst. Wenn du lernst, wie man über Essen
in einer anderen Sprache denkt, beginnst du auch anders zu kochen. Das deutsche Wort "gesund" zum Beispiel hat eine andere Nuance als das englische "healthy". Es ist nicht nur frei
von Zucker oder Fett, sondern auch etwas, das Körper und Geist stärkt, etwas, das in Harmonie mit dem Leben steht. Dieses Verständnis kann deine Herangehensweise an Zutaten und
Techniken völlig verändern. Es ist fast, als ob die Sprache selbst dir beibringt, wie du dein Essen gestalten sollst. Und dann gibt es den beruflichen Aspekt. Viele glauben, dass
ein solides technisches Können reicht, um im Bereich Ernährung oder Gastronomie erfolgreich zu sein. Aber was ist mit kultureller Kompetenz? Was ist mit der Fähigkeit, authentisch
über Essen zu kommunizieren – sei es in einem Interview, auf einer Speisekarte oder in einem Workshop? Wenn du nicht die richtigen Worte findest, um die Geschichte eines Gerichts zu
erzählen, verlierst du etwas Wesentliches. Und vielleicht noch wichtiger: Wenn du nicht verstehst, was ein Gericht in seiner kulturellen Tiefe bedeutet, dann bleibt es flach, egal
wie perfekt es gekocht ist. Das ist die Herausforderung, die viele unterschätzen – und genau hier liegt die Chance, sich abzuheben.
Die Teilnehmer dieses Kurses tauchen in eine Welt ein, die oft mehr erfordert als nur das Befolgen eines Rezepts. Es beginnt immer mit den Grundlagen: Gewürze erkennen, ihre
Herkunft verstehen, und die richtige Dosierung — was schnell zur Herausforderung wird, wenn man plötzlich mit einer Handvoll Kardamomkapseln dasteht und unsicher ist, ob die
überhaupt in die Kaffeemühle dürfen. Aber genau hier liegt der Reiz. Die Arbeit an den kleinen Details, die später den großen Unterschied machen, fühlt sich fast meditativ an. Und
es geht nicht nur um das Kochen selbst, sondern auch um das, was darum herum passiert. Wie man zum Beispiel beim Zwiebeln-Schneiden ein transparentes Stück Stoff auf den Tisch legt,
um die Reste später leichter zusammenzufegen. Wer hätte das gedacht? Aber — und das ist, finde ich, das wirklich Unvorhergesehene — die Gespräche in der Gruppe über Traditionen und
Erinnerungen können manchmal die eigentlichen Lerninhalte überstrahlen. Da sitzt jemand und erzählt, wie er als Kind in der Küche seiner Großmutter immer die Mandeln aus der
Schüssel stibitzt hat, während ein anderer erklärt, warum in seinem Heimatdorf Reis nur in bestimmten Mondphasen gekocht wurde. Das sind die Momente, in denen plötzlich alle Messer
stillstehen und man einfach nur zuhört, fast vergessen, dass man eigentlich mitten in der Zubereitung eines Gerichts ist. Und dann fällt einem auf, dass der Teig schon viel zu lange
ruht.